Gedenktag für Sternenkinder: Interview mit Sternenkindmama Jenny

Triggerwarnung: Dieser Text enthält Bezüge zum Thema Tod.

Am 15. Oktober ist der Tag der Sternenkinder. Als Sternenkind wird ein Kind bezeichnet, das während oder kurz nach der Schwangerschaft verstirbt. Damit wird die Vorstellung assoziiert, dass die Kinder in den Himmel kommen und von dort über ihre Eltern wachen. Ein Kind, das nach einem Sternenkind geboren ist, wird Regenbogenbaby genannt.

In Deutschland endet im Durchschnitt jede vierte von 1.000 Geburten mit dem Tod des Babys, so die Zahl für 2019 vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Dabei werden nur die Totgeburten erfasst, bei denen das Gewicht des Babys mehr als 500 Gramm beträgt. Obwohl also zahlreiche Frauen die Erfahrung machen, Sternenkindmama zu sein, ist das Thema Totgeburt noch sehr häufig ein Tabu, über das nicht gesprochen wird. Anlässlich des Tages der Sternenkinder haben wir uns mit Mama Jenny unterhalten.



Fotos von @frau.quattro

Liebe Jenny, willkommen! Magst du uns kurz erzählen, wer du bist?

Ja gern, mein Name ist Jenny, ich bin 30 Jahre alt & Mama von 3 Kindern – zwei an der Hand und eines im Himmel.

Auf deinem Instagram Kanal sprichst du offen mit deiner Community über dein Leben als Mama und thematisierst dabei auch deine Erfahrungen als Sternenkindmama. Warum hast du dich dafür entschieden, deine Geschichte öffentlich zu teilen?

Aus dem einfachen Grund, dass sich im wahren Leben Freud und Leid eben oft kreuzen und ich meinen Account so offen, transparent und ehrlich führen möchte & deshalb eben auch unsere traurigen Tage teile. Und um Gleichgesinnte zu finden und zu stärken.

Wie ging es dir, als du in deiner zweiten Schwangerschaft erfahren hast, dass die kleine Leah nicht überleben wird?

Mmh schrecklich, aber um ehrlich zu sein auch nicht zu überrascht, weil ich es tatsächlich in mir von Beginn an gespürt habe, dass etwas nicht stimmt! Es war auch nicht immer ein klares „sie wird sterben“, sondern jede Woche auch ein bangen, dass ich mich getäuscht habe und die Ärzte eben auch. Die klare Diagnose gab es erst in der 20ssw.

Wie bist du mit deiner Trauer umgegangen?

Ganz offen. Mir tut es sehr gut, offen darüber zu reden. Ich denke ganz fest daran, dass einem nichts auf gebürgt wird, was man nicht auch tragen kann! Und ich weiß, dass die Trauer nie vergehen wird, man lernt nur damit umzugehen.

Wie hast du mit der kleinen Mariana darüber gesprochen?

Ganz offen. Kinder haben diesen Leichtsinn und verstehen alles viel besser als wir denken. Mit der Wahrheit und etwas schön reden sind wir gut gefahren. Deshalb hat Leah auch den Schmetterling als Bedeutung für uns!


Foto von der Organisation “dein-sternenkind.eu”

Ihr habt nach der Geburt von Leah mit Hilfe von “dein-sternenkind.eu” eine wunderschöne Erinnerung an euer Sternchen geschaffen. Magst du uns etwas mehr darüber erzählen?

Oh ja! Ich bin dieser Organisation so unendlich dankbar! Wir hatten so die Möglichkeit, eine Erinnerung auf Bildern festzuhalten. Nicht nur für uns, sondern auch für unser Umfeld. Für unsere Familien und Freunde war Leah nun mal nicht real & mit den Bildern haben wir sie ihnen ins Bewusstsein gerufen. Dies ist meiner Meinung nach sehr wichtig, damit andere verstehen, warum man trauert und sie auch mittrauern können.

Im Mai 2019 habt ihr die frohe Botschaft verkündet, dass ihr ein Regenbogenbaby erwartet. Hast du diese Schwangerschaft anders erlebt als die davor?

Ja, weil ich von Anfang an wusste, dass alles ok ist. Ich hab’s in mir gespürt. Dennoch waren die „Diagnosewochen“ schwer und die Angst kam, aber als auch das rum war, lief alles super. Ich habe die Schwangerschaft einfach total genossen, was ich bei Leah leider nicht so sehr hatte. Ich wollte nicht, dass Isabella keine schönen Erinnerungen von ihrer Schwangerschaft zu berichten bekommt, denn sie konnte ja nichts dafür & es wäre nicht fair gewesen nur in Angst zu leben. Denn egal was passiert wäre, ändern hätte ich es nie können!

Wie begleitet dich euer Sternchen heute im Alltag?

Sie ist immer präsent, auch bei Mariana! Sie wird immer als Familienmitglied aufgezählt, was bei Unbekannten oft fragwürdige Blicke auf sich zieht, aber das ist ok