Merci Maman Musen – Vanessa

Was bedeutet es eigentlich, ein Kind mit Down-Syndrom zu haben? Etwa 9 von 10 Schwangeren entscheiden sich mittlerweile dagegen, ein Kind mit Trisomie 21 zu bekommen, doch nicht immer zeichnen sich schon während der Schwangerschaft die Besonderheiten des Kindes ab. In Deutschland leben etwa 30.000 bis 50.000 Menschen mit dem Gendefekt, weltweit sind es ca. 5-7 Millionen. Wie es ist, Mutter eines Kindes mit “speziellen” Bedürfnissen zu sein, erzählt uns Vanessa, die erst ganz am Ende ihrer Schwangerschaft von der Diagnose erfahren hat.

Vanessa im Interview

1. Liebe Vanessa, seit 2015 veröffentlichst du Beiträge auf deinem IG Account @neeesssii. Bitte stelle dich doch einmal vor.

Ich bin Vanessa, bin 28 Jahre alt und komme aus dem schönen Hamburg. Dort wohnen wir auf dem Land, mit den wichtigsten Menschen, meiner Familie zusammen!

Meinen Alltag bestreite ich nun im August schon zwei Jahre mit meinem größten Schatz, meiner Tochter Aliza. Aliza kam mit der Diagnose Trisomie 21, auch Down-Syndrom genannt, zur Welt.

 

2. Deine Tochter Aliza wurde mit Trisomie 21, auch bekannt als Down-Syndrom, diagnostiziert – wie waren deine Empfindungen mit der zu Beginn unbekannten Diagnose?

Während der Schwangerschaft war uns von ihrem kleinen Extra noch nichts bekannt. Aliza ist als Frühchen in der 34+6 SSW auf natürlichem Wege zur Welt gekommen. Hinterher gab es Komplikationen mit mir und meiner Plazenta, zwischen Geburt und meiner Notoperation habe ich noch erfahren, dass mein Kind eventuell einen Gendefekt hat.

Zwei Wochen waren wir im Ungewissen, ob der ausgesproche Verdacht sich bestätigt oder nicht. Diese Ungewissheit machte mich verrückt. Warum? Warum wir? Warum ich? Warum unsere Familie, warum mein kleines Baby? Ablehnung, Akzeptanz, fehlende Toleranz, Schicksal oder doch Zufall? Diese Gedanken und noch viele weitere sind mir durch den Kopf geschossen, als damals der Verdacht auf Trisomie 21 ausgesprochen wurde.

Mir standen Tage lang die Tränen in den Augen, ich wollte die Wahrheit wissen, die Wahrheit nach dem Warum, warum gerade ich?! Ich habe doch alles richtig gemacht! Meine Welt brach zusammen. Ich sah immer nur meine kleine Kämpferin, die für mich perfekt war! Meine Tochter sollte laut meinen Vorstellungen nicht perfekt sein? Und doch war sie es, sie war es immer! So wie ich und auch Du.

In dem Augenblick wurde mir erst richtig bewusst, dass wir Menschen auf die „natürlichen Kräfte“ und wie andere sagen würden „Gottes Kräfte“ keinen Einfluss haben.

Als ich und mein damaliger Freund das schriftliche Ergebnis bekommen haben, nun war es schwarz auf weiß, es gab kein zurück mehr, nichts konnten wir tun, um dieses Schicksal rückgängig zu machen.

Ich war sauer auf mich, wie konnte ich nur so egoistisch sein, wie konnte ich nur so denken?

Ich bin ihre Mama und wir sind ihre Eltern, die sie braucht! Sie hat keine Schuld, NIEMAND hatte Schuld dafür.

Es müssten vier Tage, nachdem mein kleiner Schatz das Licht der Welt entdeckt hat, gewesen sein, ich hatte sie endlich auf den Armen, ich schaute sie an, jedes kleinste Detail – Sie war so hübsch und noch so klein und hat schon so viel Stärke und Tapferkeit gezeigt!