My Journey: Interview mit Sonja Gera

My Journey: Interview mit Sonja Gera

In Deutschland gab es alleine 2019 etwa 81.000 Pflegekinder und der Bedarf an Familien, die Pflegekinder aufnehmen, steigt weiter an. Wir durften im Interview mit Sonja sprechen, die seit mehreren Jahren Bereitschaftspflegemama ist und mit uns ihre Erfahrungen geteilt hat.

“Sie aufnehmen zu können in unsere Familie und ihnen alles mitzugeben was wir bieten können um sie ein bisschen gestärkter und bereicherter wieder weiterziehen zu lassen …
Wie eine kleine Liebestankstelle.”

Interview mit Sonja

Magst du dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Sonja Gera und ich bin 35 Jahre alt. Mit meinem Mann und unseren drei Kindern lebe ich in der Nähe von Stuttgart. Nach meiner Elternzeit als Medienkauffrau in einem Verlag haben wir uns dafür entschieden, Bereitschaftspflegeeltern zu werden. Nebenbei bin ich auf Instagram unter @mothearthood aktiv, ich blogge auf www.mothearthood.de, habe mit meiner Freundin Franzi den Podcast „Muttivation.DerPodcast“ und bin in der Leitung unserer Kirchengemeinde engagiert.

Wie kamst du zu der Entscheidung, Bereitschaftspflegemama zu werden? 

Ich kannte schon lange das Konzept der „Babyklappe“ und fand die Idee spannend, Babys nur für einen bestimmten Zeitraum mit aufzunehmen. Als ich nach meiner Elternzeit gerne weiterhin daheim bei meinen Kindern bleiben wollte, dachte ich, dass der Zeitpunkt günstig war, diese Idee in die Tat umzusetzen. In der Bereitschaftspflege nehmen wir Babys für unbestimmte Zeit in unsere Familie auf, bis eine langfristige Lösung für sie gefunden wird.

Ergänzung Merci Maman: Eine Babyklappe ist ein Ort, an dem Babys anonym bei einer Institution abgegeben werden können und sich um sie gekümmert wird.

Wie viele Kinder hattet ihr schon bei euch, was war die längste Zeit, die ein Kind bei euch war?

In den 2 Jahren als Bereitschaftspflegefamilie hatten wir zwei Pflegekinder und eins davon war direkt vom Krankenhaus bis zum 7. Monat bei uns.

Wenn du Kontakt zu der leiblichen Mutter hattest, wie war das für dich und sie?

Wir hatten jeweils Kontakt zu einem Elternteil durch regelmäßige Besuche im Jugendamt und später auch bei uns daheim. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis zu den leiblichen Eltern und auch bis heute weiter Kontakt.

Was gefällt dir am meisten daran, Pflegemama zu sein?

Ich finde es so wertvoll, diese Babys ein Stück begleiten zu dürfen durchs Leben. Sie aufnehmen zu können in unsere Familie und ihnen alles mitzugeben, was wir bieten können, um sie ein bisschen gestärkter und bereicherter wieder weiterziehen zu lassen … Wie eine kleine Liebestankstelle.

Was ist die größte Herausforderung dabei?

Die Kinder so gut kennenzulernen, um auf ihre Bedürfnisse gut eingehen zu können. Meistens wissen wir nichts über ihre Schlaf- und Essgewohnheiten, was sie mögen oder blöd finden. Das finden wir alles mit der Zeit heraus und stellen uns darauf ein so gut es geht. Das ist erfüllend, aber auch herausfordernd.

Wie gehen deine eigenen Kinder damit um?

Die lieben es! Sie freuen sich immer riesig, wenn ein neues Baby kommt und jeder interagiert mit dem Pflegekind über die Dauer des Aufenthaltes ganz unterschiedlich, aber alle herzlich. Wir erleben es als Bereicherung für die ganze Familie. Die Verantwortung liegt natürlich bei uns Eltern und unsere Kids können sich mit reinhängen oder raushalten wie sie möchten. Bisher klappt es aber ganz wunderbar.

Wie fühlt es sich an, wenn ein Kind euch nach längerer Zeit wieder verlassen muss und wie geht ihr damit um? Können dein Partner und du euch gegenseitig unterstützen?

Der Abschied betrifft und bedrückt die ganze Familie. In unseren „Fällen“ waren wir mit den Zukunftsaussichten unserer Pflegekinder aber auch immer sehr zufrieden, das hat es uns leichter gemacht, sie gehen zu lassen. Es ist und bleibt trotzdem schwer, weil man die Babys so ins Herz schließt, mit ihnen Urlaub macht, sie als vollwertiges Familienmitglied behandelt. Es tut uns aber auch immer wieder gut, zwischendurch unser normales Familienleben zu haben und eine Dauerpflege käme für uns nicht in Frage. Das Loslassen gehört dazu, alle Gefühle dürfen dabei sein und wir finden uns auch immer gut wieder als Familie in den Zwischenzeiten.

Habt ihr hinterher noch Kontakt zu den Kindern?

Ja, das ist das Ziel, auch für die Pflegekinder damit sie nicht das Gefühl haben, das hinter ihnen immer alle Brücken abgerissen werden. Die Intensität ist aber unterschiedlich und darf auch nachlassen.

Vielen Dank liebe Sonja für das Gespräch!


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